Geschichte

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Der Herrenelferrat – die Keimzelle der Breisiger KG
von Waldi Fabritius

Wenn „die elf schönsten Männer der KG“ in langer Reihe auf der Bühne des Breisiger Karnevals sitzen, dokumentieren sie damit: Das Herrenkomitee ist das „Rückgrat“ des Breisiger Karnevals. Nehmen wir es chronologisch: Im Spätsommer 1892 waren die Breisiger Männer reif für die Gründung eines Karnevalsvereins. Gefeiert hatte man vor dem Start in die Fastenzeit im katholischen Rheinland seit Urzeiten. Vor Beginn der christlich verfügten Einschränkungen wurde noch einmal gründlich „op die Trumm gekloppt !“ Das war halt so, in der ganzen Region. Frisch rheinauf gedrungen allerdings war die Kunde vom neuerdings organisierten Karneval in Köln. 1823 hatte in Köln seitens des katholisch beeinflussten Bürgertums eine Reform des bis dahin chaotischen Fastnachts – Spektakels stattgefunden: Ein „Festordnendes Comitee“ hatte endlich Regeln aufgestellt, wie man in den Tagen vor Fastnacht zwar durchaus feiern, aber sich dabei gesittet benehmen sollte. Um diese Regeln umzusetzen, gründeten sich in den folgenden Jahrzehnten erste Karnevalskorps und –gesellschaften in der Domstadt. Die Karnevalsfeste des Adels waren bei den Feten Vorbilder. Der Glanz des Hofes, auch des von ihm beherrschten Militärs, wurde von den Karnevalisten persifliert, sogar veralbert. Man veranstaltete „Sitzungen“ mit Regierungsbank (Elferrat) und König als Regierungschef (Präsident); sie wurden feste Elemente des Karnevals. Aus der Galionsfigur „Held Karneval“ wurde der „Prinz Karneval“. Der alte Begrüßungsruf „Alaaf“ ( = „Köln über alles“ ) wurde aus der Alltagssprache in den Fastelovend übernommen. So jedenfalls im Bereich des Erzbistums Köln und der ripuarischen (kölschen) Mundart, und beides reichte seit eh und je bis zum Vinxtbach an der südlichen Grenze von Breisig. Man verstand sich seit jeher als „südlichste Vorstadt von Colonia“, reichte Kurköln (das Kölner Erzbistum ) ja auch von alters her genau bis zum Vinxtbach . Ab dem Vinxtbach südlich überwog das mainfränkische (Mainzer/Trierer) Idiom. Was die Stadt Colonia vorgab, wirkte im Zuge der wachsenden Mobilität rheinauf ansteckend: In immer mehr Orten am Rhein gründeten sich karnevalistische Organisationen; da wollten die Breisiger Männer nicht abseits stehen. Etwa 25 Breisiger Gleichgesinnte Kerle fanden sich im Spätsommer 1892 im Hotel „Schützenhof“, dem späteren „Hotel Dinget“ in der Biergasse zusammen und gründeten die KG „Mir lossen ohs net bang maache“. Wohlgemerkt: Männer. Frauen gehörten vorerst weiter ins Haus und an den Herd. Die neuen Karnevals – Hüter zogen in Breisig halt das Fest naturgemäß so auf, wie ihre „Kölschen“ Vorbilder. Neben dem Straßenkarneval bestimmten „Sitzungen“ den Fastelovend, und auf deren Bühne bildete ein Elferrat die imposante Dekoration. Wieso eigentlich „Elferrat“ ? Es gibt dafür unterschiedliche Definitionen. Die Wahrscheinlichste: Ein Relikt aus der vorherigen Franzosen-Zeit.
Die E-L-F: „Egalité, Liberté, Fraternité“, die Ideale der französischen Revolution, übertragen auf den Karneval. Die Rheinländer konnten ihre Zuneigung zu den westlichen Nachbarn ja nie ganz abstreifen, da konnten auch die gestrengen Preußen nichts dran ändern. So wurde das Herrenkomitee der KG von Beginn an der natürliche Organisator des Breisiger Karnevals. Der Elferrat wurde aus dem Kreis der Aktiven von Fall zu Fall neu gebildet. Alle weiteren Korporationen der KG entwickelten sich im Lauf der Jahrzehnte unter der Patenschaft des Komitees, so im Jahr 1893 bereits das Korps der Stadtsoldaten, im Rahmen zunehmender Emanzipation nach dem ersten Weltkrieg auch das Damenkomitee, die Möhnen, später das Dragoner-Tanzkorps, das Korps der Skylight – Majorettes, schließlich der Spielmannszug. Heute wirken die Komitees der Herren und Damen der KG sozusagen auf einer Augenhöhe. Der Herren – Elferrat war zwar zuerst da – aber das hat heute keine Bedeutung mehr hinsichtlich Rangfolge: Die Frauen haben aufgeholt, sie haben längst gleich gezogen.